Deutschland ist Fußballweltmeister! Das wusste ich ziemlich genau sofort nach dem Abpfiff des Finalspiels am Sonntagabend. Tatsächlich werden auch bei einer Liveübertragung ein paar Momente zwischen dem eigentlichen Ereignis und der Anzeige auf dem Fernseher in Deutschland vergangen sein, aber das ist zu vernachlässigen.

Vor ein paar Jahren kam mir einmal die Idee für ein spannendes Experiment, das bisher allerdings nur in meinen Gedanken stattgefunden hat. Was müsste man tun, um möglichst lange nicht zu erfahren welche Mannschaft das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft gewonnen hat? Ziemlich sicher müsste man sich zu Hause einsperren, dürfte wahrscheinlich am Tag des Finales und den Tagen danach nicht auf die Straße gehen und schon gar keine Medien konsumieren. Kein Radio, kein Fernsehen, kein Internet und keine Zeitung. Wahrscheinlich ist es schlicht unmöglich in Deutschland mehrere Tage lang nicht zu erfahren, wer Weltmeister geworden ist – erst Recht, wenn Deutschland gewonnen hat.

Dabei ist die Fußballweltmeisterschaft nur ein extremes Beispiel dafür, wie durchsetzt unser Alltag mit Informationen ist. Prinzipiell ist das gut und ich selbst trage mit meinem Verhalten oft genug dazu bei, dass ich permanent mit den neuesten Nachrichten aus aller Welt versorgt werde.

Auf der TRES HOMBRES wird das anders sein. Irgendwo, mitten im Atlantik werde ich wohl kaum an einem Kiosk vorbeikommen und die neuesten Schlagzeilen en passant sehen. Und sich mal eben ins Internet klicken und dabei schnell die aktuellen Nachrichten auf der Startseite meines Browsers erhaschen, wird auch nicht möglich sein. Auf anderen Schiffen mag es Internet geben, auf TRES HOMBRES: Fehlanzeige.

Der Gedanke daran, auf meiner Reise mehrere Wochen nichts von der Welt mitzubekommen beunruhigt mich nicht ernsthaft. Auch heute genieße ich es auf Reisen ab und an einfach mal nichts zu erfahren und meistens merke ich, wenn ich wieder zu Hause bin, wie belanglos doch alles in der Zwischenzeit per +++EILMELDUNG+++ verbreitete ist. Entweder ist der Käse nämlich schon gegessen, oder die Schlagzeilen sind nach zwei oder drei Wochen immer noch die gleichen wie davor.

Andererseits habe ich schon einmal erlebt, wie es sein kann, wenn man eine Nachricht, die die Welt verändert, verpasst. Am 11. September 2001 war ich im Osten Thailands unterwegs. Eigentlich gar nicht so weit ab vom Schuss, saß ich an diesem Tag mindestens zehn Stunden im Bus, um von einer Ecke des Landes in die nächste zu kommen. Abends war dann auch nicht mehr viel los. In der neuen Stadt suchte ich mir schnell ein Guest House, etwas zu essen auf der Straße, und dann fiel ich erschlagen vom Tag in mein Bett.

Der Tag darauf gestaltete sich ähnlich. 2001 war ein Laptop für mich noch unerschwinglich, Smartphones und Tablets waren noch nicht erfunden. Meine Informationen über die Lieben zu Hause und das Geschehen in der Welt holte ich mir in Internetcafés, wo ich am 13. September eine E-Mail meines Bruders abrief, die mich in sehr kurzen Sätzen darauf aufmerksam machte, dass etwas Schlimmes in der Welt passiert war.

Die Tage danach verbrachte ich unter anderem damit, mir Informationen zusammenzusuchen. Niemand wusste damals so genau, welche Auswirkungen der 11. September auf unsere Reisepläne haben würde. Zwischendurch wurde der Flugverkehr eingestellt, aber schon wenige Tage später wieder weitestgehend aufgenommen. Aber würde es Krieg geben?

Selbst heute denke ich, dass es in gewisser Hinsicht ein Segen war, dass ich mir damals meine Informationen gezielt suchen musste. Updates über die Lage in der Welt gab es nicht wie zu Hause stündlich, sondern einmal am Tag, wenn an irgendeinem Kiosk der Stadt eine neue deutsch- oder englischsprachige Zeitung auftauchte.

Heute ist das wieder etwas anders. Ich werde auf meiner kommenden Reise deutlich besser mit der Heimat vernetzt sein als vor 13 Jahren. Ich werde einen Laptop dabei haben, und mobiles Internet ist heutzutage selbst in entlegeneren Gegenden dieser Welt keine Seltenheit mehr. Heute kann ich nicht nur international telefonieren, sondern auch skypen. Fotos und Berichte von meiner Reise werden so schnell wie nie den Weg an die Öffentlichkeit finden können. (Man bedenke, auf besagter Reise 2001 fotografierte ich noch analog.)

Gleichzeitig werde ich so weit weg vom Weltgeschehen sein wie noch nie. Auf den großen Überfahrten heißt das, vier bis fünf Wochen keine Nachricht von zu Hause und keine Nachrichten über das Geschehen auf der Welt. Ich bin gespannt, wie sich das anfühlen wird.