Wir haben wieder Wind. Wir nähern uns 30° nördlicher Breite und das erste Tiefdruckgebiet ist über uns hinweggezogen. Es brachte eine Nacht mit Starkwind, viel Wasser an Deck und die Notwendigkeit einige Segel einzuholen, mit sich. Am Morgen danach ist das meiste Tuch wieder gesetzt. Der Wind hat sich etwas beruhigt und wir machen sieben bis acht Knoten Fahrt Richtung Ostnordost.

Wir kommen gut voran. An Tag elf nach unserer Abfahrt hatten wir uns den Azoren kaum 500 Meilen genähert. Jetzt kommen wir fast jeden Tag 200 Meilen weiter. Immer der Sonne entgegen.

Es wird von Tag zu Tag kälter. Mit jeder Wetterbeobachtung, die wir vier Mal am Tag durchführen, notieren wir, wie die Luft- und Wassertemperaturen fallen. Bald sind es weniger als 20 Grad, lange Hosen und erste Pullover werden ausgepackt. In den Tropen sind wir schon lange nicht mehr. Gegen Ende sind es im Schnitt noch einmal fünf Grad weniger. Ich packe Mütze und Handschuhe aus. Ohne lange Unterhose gehe ich nicht an Deck.

Noch einmal zieht eine Front über uns und bringt stärkeren Wind und Regen, der sich wie aus Eimern auf uns ergießt. Es ist kalt und nass, aber die Aussicht bald anzukommen, hält die Laune oben. Es sind schöne Segeltage auf einer eindrucksvollen Etappe, die alles zu bieten hat, was wir in den Monaten zuvor erlebt haben. Wie eine Zusammenfassung des ganzen Abenteuers Atlantiküberquerung in drei Wochen.

Vierundzwanzig Tage nachdem wir der Karibik „Lebe Wohl!“ gesagt haben, sehen wir Land. Am Horizont erhebt sich Faial und direkt dahinter der mehr als zweitausend Meter hohe Pico. Die Azoren sind in diesem Moment Sehnsuchtsinseln. Eine willkommene Oase auf dem weiten Weg zurück nach Europa.

 

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