Von den Azoren sind es gut tausendeinhundert Meilen bis nach Irland. Tausendeinhundert Seemeilen und ich habe einen Termin. In zwölf Tagen will ich in Irland sein, denn die Etappe dorthin wird meine letzte auf TRES HOMBRES sein.

Ich habe entschieden, in Irland von Bord zu gehen. Die Entscheidung ist schon vor Wochen gefallen, als klar wurde, dass meine Reise nicht bis Amsterdam führen wird. Damit war der Traum, die ganze Tour zu fahren dahin, spätestens in England oder Belgien müsste ich von Bord gehen und den Weg zurück in mein normales Leben antreten. Belgien oder England… Das klingt nicht nach den attraktivsten Orten der Welt. Nach Irland wollte ich allerdings schon immer mal. Kurzum, ich habe den Plan gefasst, das Schiff in Irland zu verlassen und dort noch zwei Wochen Urlaub zu machen. Ich habe einen Plan gefasst…

TRES HOMBRES mag keine Pläne. Zumindest keine Pläne, die beinhalten, dass Trainees irgendwann zu einem mehr oder weniger festen Termin an einem bestimmten Ort sein müssen. Ich will nach Irland, steht ja auch als Ziel auf dem offiziellen Tourplan, aber das heißt noch lange nicht, dass TRES HOMBRES in diesem Jahr auch dorthin fahren wird. Das Schiff hat nämlich andere Pläne, und die drehen sich unter anderem um einen festen Termin in England. Ob da noch Zeit für den eigentlich geplanten Stopp in Irland bleibt, muss man sehen. Das wird wahrscheinlich erst auf See entschieden.

Tausendeinhundert Meilen also, und wir haben zwölf Tage Zeit. Das sollte zu schaffen sein. Das sind weniger als hundert Meilen am Tag, und zu dieser Jahreszeit ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass auf dem Nordatlantik kein Wind weht. Trotzdem, ob wir überhaupt Irland anlaufen, weiß keiner, als wir ablegen, und dabei bin ich nicht einmal der einzige an Bord, der dort hin will.

Am Ende macht mir der Wind einen Strich durch die Rechnung. Sechs Tage lang segeln wir Nordost, wie geplant. Nicht besonders schnell, aber wir kommen voran und alles sieht gut aus. Dann dreht der Wind. Er weht genau aus der Richtung, in die wir wollen. Uns bleibt keine andere Wahl als nach Norden abzulaufen.

Zwei volle Tage segeln wir nach Norden, wohl wissend, dass uns dieser Kurs nicht nach Irland bringen wird. Selbst mit mehreren Kreuzschlägen kämen wir unserem Ziel kaum näher. Wir müssen auf anderen Wind hoffen.

Dann fällt die Entscheidung. Wir fahren nach England. Der Wetterbericht sagt vorher, dass der Wind drehen wird. Zunächst südlich von uns, auf der Höhe von Brest, später auch weiter im Norden. Aber die Tendenz bleibt östlich. Für einen Stopp in Irland wird unserem Kapitän und vor allem dem Büro in Den Helder die Zeit zu knapp. Dann lieber ein paar Tage zu früh in England ankommen. So ihre Entscheidung.

Für mich heißt das, dass ich meine Pläne anpassen muss. Dann werde ich eben von England aus nach Irland fliegen. Irland abzusagen kommt nicht in Frage, ich habe keine Lust mehr, mich nach unkalkulierbaren Entscheidungen an Bord zu richten. Und außerdem habe ich in Irland eine Verabredung, die ich unbedingt einhalten will. Nur ob ich es pünktlich schaffen werde, steht noch in den Sternen.

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