Es ist mein Abschied von der TRES HOMBRES und der Crew, die mich in meiner Zeit an Bord begleitet hat. Und genau wie an dem Tag, als ich von Bord ging, geht es am Ende schnell. Während über Amsterdam ein Gewitter aufzieht, wuchte ich ein letztes Mal meine Tasche den engen Niedergang zum Vorschiff hoch, umarme die Menschen, die mir an Bord lieb geworden sind, und mache mich auf den Weg zum Bahnhof.

Nur einen Tag vorher bin ich bei strahlendem Sonnenschein nach Amsterdam gefahren. Nur wenig mehr als drei Stunden sitze ich im ICE zwischen Köln und Amsterdam. Ohne Umsteigen, klimatisiert, mit Internet im Zug. Im Grunde der komplette Luxus des Reisens im 21. Jahrhundert. Das Gegenteil meiner Reise auf der TRES HOMBRES.

Die war übrigens schon ein paar Tage vor mir in Amsterdam. Marinetraffic gab mir ziemlich genau Auskunft über den Liegeplatz und so schaffte ich es problemlos das Schiff in der fremden Stadt zu finden, obwohl sich niemand von der Crew bei mir gemeldet hatte. Überhaupt war es ja schon ein paar Wochen her, dass ich von Bord gegangen bin, und bei vielen Menschen, die an Bord kommen und gehen, hatte ich selbst erfahren, wie schnell man aus den Augen und aus dem Sinn ist, wenn man erst einmal das Schiff verlassen hat. Trotzdem war der Empfang herzlich, als ich, für die Crew wahrscheinlich wie aus dem Nichts, am Schiff auftauchte. Und der erste Abend in Amsterdam war feucht-fröhlich mit indonesischem Essen in einem kleinen Restaurant, irgendwo in Amsterdam.

Am nächsten Morgen verlief an Bord alles nach der üblichen, etwas planlosen Routine. Noch gab’s kein Okay vom Zoll, dass die Ware auch wirklich ausgeladen werden dürfe, aber natürlich waren alle zuversichtlich, dass sich das noch bis zum Mittag klären würde. Alles irgendwie wie immer, und die Crew machte sich hier und da ans Arbeiten am Schiff.

Tatsächlich hatte die Bürokratie das erhoffte Einsehen und wie geplant konnte ab 14:00 Uhr ausgeladen werden. In der Zwischenzeit hatten sich allerhand Freunde von Schiff und Crew eingefunden. Die Amsterdam Chocolate Makers, für die der Kakao an Bord bestimmt war, hatten einen Stand aufgebaut und dutzende Lastenräder reihten sich ein, um mit Säcken beladen zu werden. Buntes Treiben in dessen Mitte ich mich darauf beschränke Fotos zu machen. Helfende Hände sind mehr als genug an Bord. Dazwischen tauchen tatsächlich auch ein paar Wegbegleiter meiner Reise auf. Nicht die ganz große Reunion, auf die ich vielleicht gehofft hatte, aber dafür hatte Fairtransport zuviel Chaos mit verschiedenen Terminen in Amsterdam und Den Helder gesorgt.

Und während es in Amsterdam immer schwüler wird, merke ich, wie groß der emotionale Abstand zwischen mir und dem Projekt TRES HOMBRES schon geworden ist. Ich habe mich gefreut, all die Menschen wieder zu sehen, die einen Großteil der Reise mit mir gemacht haben. Manchen davon mag es an diesem Tag ähnlich gegangen sein, wie mir vor ein paar Wochen, denn für sie ist Amsterdam das Ende ihrer Reise. Andere bleiben an Bord, machen weiter und sind noch voll drin. Und wieder andere sind gerade neu an Bord. Für sie beginnt das Abendteuer TRES HOMBRES erst noch.

Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass es komisch sein könnte als „Gast“ zurück an Bord zu kommen. Und irgendwie hatte ich wohl recht, denn ich bin nicht mehr Teil der Crew und was ab jetzt mit dem Schiff passiert, ist nicht mehr Teil meiner Geschichte. Ich war noch einmal dort, habe meine letzten Sachen von Bord geholt und noch einmal mit meiner Crew gefeiert. Aber TRES HOMBRES ist nicht zu meinem Schiff geworden und Fairtransport nicht zu meinem Projekt. Vielleicht wird man sich noch einmal begegnen. Vielleicht fahre ich auch irgendwann wieder auf der TRES HOMBRES zur See, aber zunächst geht mein Weg in eine andere Richtung und damit erscheint es mir an diesem Abend in Amsterdam nur konsequent, dass ich den letzten Zug nach Hause nehme. Zu Hause wartet schließlich Arbeit, an meinen Projekten…

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