Freitagnachmittag. Es war mein vorerst letzter Tag im Büro. Vor mir liegen noch drei Wochen, in denen ich erstmal mit Freunden auf MYTILUS segeln werde. Klingt vielleicht verrückt, so kurz vor meiner Segelreise segeln zu gehen, aber es ist eine lang geplante Tour mit Freunden und ich freue mich darauf, alle kurz vor meiner Abreise zu sehen.
Mein Büro betrete ich erst in acht Monaten wieder, wenn in Deutschland schon wieder Sommer ist.
Dahinter steckt aber auch eine der vielleicht spannendsten Fragen rund um eine so lange Reise, wie ich sie mache. Wie macht man das eigentlich mit dem Job und allem anderen. Ganz schön oft liest man von Leuten, die einfach alles hingeschmissen haben. Job gekündigt, Haus verkauft und ab um die Welt, oder so ähnlich. Das sind dann „diese Aussteiger“, von denen alle reden.
Da kann ich nicht so richtig mithalten. Ich hab meinen Job nicht gekündigt und ein Haus zum Verkaufen besitze ich nicht. Und ehrlich gesagt ist es einfach ein verdammtes Glück, dass ich das gar nicht musste.
Ich habe einen Arbeitgeber, der mir ermöglicht hat, acht Monate am Stück frei zu nehmen, ohne dass ich dafür meinen Job kündigen musste. Und das, obwohl ich in einem privaten Unternehmen arbeite. Was ich mache, ist also eher dieses Sabbatical-Ding, das vor allem im öffentlichen Dienst bekannt ist. Vergangenen Oktober habe ich mit meiner Firma einen Vertrag geschlossen, der besagt, dass ich ein Jahr lang bei gleicher Arbeit weniger verdiene. Das Geld, das ich in diesem Jahr nicht bekam, wurde auf ein Konto eingezahlt und davon wird mir in den nächsten acht Monaten ein Gehalt gezahlt.
Ich gehe also acht Monate lang nicht arbeiten und bekomme trotzdem weiterhin Geld. Klingt gut, oder? An dieser Stelle muss man aber eins ganz klar sagen. Niemand bezahlt irgendwen einfach nur so, ohne Gegenleistung. Ich bekomme die nächsten acht Monate lang nur das Geld, dass ich vorher quasi selbst angespart habe. Der Grund, warum es über den Arbeitgeber läuft, ist schlicht der, dass so meine Sozialversicherungen weiter bestehen bleiben. Unterm Strich werde ich aber acht Monate lang kein Geld verdienen.
Nichts desto trotz, die Tatsache, nicht komplett ohne Geldzufluss leben zu müssen, und die finanzielle Belastung meiner Reise auf einen längeren Zeitraum verteilen zu können, war enorm hilfreich. Und dass ich heute mit ziemlicher Sicherheit sagen kann, dass ich am Ende des Abenteuers wieder in meinen alten Job zurück kann, mag zwar spießig klingen, aber es beruhigt doch ungemein.
Ob ich die Reise auch gemacht hätte, wenn ich dafür meinen Job hätte aufgeben müssen? Keine Ahnung. Ich bin froh und dankbar, dass sich die Frage für mich nicht gestellt hat und genieße einfach meine acht Monate Urlaub.