Es ist spät am Abend, als wir doch noch die Möglichkeit bekommen mit dem Dingi an Land zu gehen. Den Nachmittag haben wir damit verbracht, auf die Einreiseformalitäten zu warten und zu hoffen, dass der Anker halten wird. Jetzt ist es die erste Gelegenheit für uns, Bekanntschaft mit der Karibik zu machen und nach zwei Wochen auf See das erste Mal festen Boden unter den Füßen zu haben.
Wir liegen in Rodney Bay, einem der Orte, den alle Yachties, die hier vorbei kommen, ansteuern, und dem entsprechend liegen wir mit einer Vielzahl anderer Boote vor Anker. An Land begrüßt uns eine der größten und pompösesten Marinas, die ich je gesehen habe. Hier liegen an einem einzelnen Steg gleich fünfzehn oder zwanzig Yachten im zweistelligen Millionenbereich.
Es dauert keine fünf Minuten, bis uns der erste anspricht und uns was verkaufen will. Neben Gras hat er aber auch den Code für die Duschen im Angebot. Netter Empfang.
In der Marina selbst ist alles gerüstet für reiche Touristen in weißen Polohemden. Neben der Pizzeria mit Eisdiele ist ein Sushirestaurant, darüber ein Thailänder. So sehr man sich nach der Zeit auf See und auf Brava ein bisschen Luxus gewünscht hat, so seltsam kommt einem die Marina dann doch vor.
Der Zaun mit Wärterhäuschen und Schranke trennt die Hochglanzwelt der Segler streng von der Welt der dunkelhäutigen Einheimischen. Drinnen ist es relaxt, weil es so einfach ist. Café, Strom, Internet. Alles funktioniert. Aber außerhalb der Marina ist es spannend. Meine erste Begegnung mit der Karibik und der Creol-Kultur, die eine bunte Mischung aus afrikanischen, kolonialen, das heißt vor allem französischen und britischen, Einflüssen und einem Schuss Nordamerika zu sein scheint.
Ich verbringe viel Zeit damit, durch Gros Islet oder das naheliegende Castries zu streifen, wo ich stundenlang das Treiben auf dem Markt beobachten könnte. Das einzige, was uns in einer Woche auf St. Lucia irgendwie verwehrt bleibt, ist ein Tag am Strand, denn genau an dem Tag, als wir den Ausflug planen, regnet es in Strömen. Statt zum Strand fahren wir also in den Süden der Insel und sehen so die beiden Pitons, die kegelförmigen Berge, die das Wahrzeichen von St. Lucia sind.
Nach einer Woche auf der Insel geht es weiter. Kurs Barbados. Da wir nicht nach Brasilien gefahren sind, haben wir gut und gerne zwei Wochen Zeit gewonnen. Zeit genug, um noch ein paar Inseln zu besuchen und hoffentlich auch die karibischen Traumstrände zu genießen.
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