Noch etwas mehr als drei Monate bis ich in See steche. Langsam merke ich an immer mehr Punkten in meinem Alltag, dass der Termin näher rückt, und ich beginne so langsam, mich mit den praktischen Fragen des Lebens an Bord der TRES HOMBRES zu beschäftigen. Grundsätzlich kenne ich das Leben an Bord eines Traditionsschiffes ja, aber auf einer so langen Tour kommen ein paar Dinge dazu, die neu für mich sind.
Ich werde bis zu fünf Wochen am Stück auf See sein. Von all den Dingen, die einem bei diesem Gedanken durch den Kopf gehen, mal abgesehen, bringt das auch ganz praktische Probleme mit sich. Ich muss an Bord auf einiges verzichten. Zum Beispiel auf Strom.
Natürlich gibt es an Bord der TRES HOMBRES nicht gar keinen Strom. Am Heck des Schiffes liegen zwei Solarpanele und auf den Davids sind zwei Windpropeller montiert, die, wann immer Wind weht, auch Strom produzieren. Aber auf einem Schiff ohne Maschine ist Strom ein kostbares und knappes Gut. Für mich ganz persönlich heißt das, dass ich nicht eben mal einen Rechner zum Aufladen an die Steckdose hängen kann, oder die Akkus meiner Kamera aufladen. Klingt auf den ersten Blick nicht so mega schrecklich. Ich werde an Bord sowieso nicht viel Zeit haben, mich mit elektronischem Spielzeug zu beschäftigen, und irgendwie macht es ja auch den Reiz einer Reise zu See wie vor hundert Jahren aus, dass man auf manches verzichten muss.
Aber anderseits gibt es eine Sache, auf die ich auf keinen Fall verzichten möchte, und das ist Fotografieren. Ich habe lange überlegt, mit welcher Kamera ich meine Reise dokumentieren will (laaaange Geschichte; erzähle ich ein anderes Mal). Resultat: Ich habe eine total tolle Kamera, die sich leider als Akku fressendes Monster entpuppt hat. Was also tun? Bisher sind mir drei Lösungswege in den Sinn gekommen, die ich hier kurz skizzieren möchte:
1. Aufladen mit einem Solarpanel
Es gibt mittlerweile für Outdoorfans und Reisende wie mich relativ leistungsstarke und transportable Solarpanele. Zum Beispiel dieses hier von der Firma Sunload. Die Testberichte, die ich dazu gelesen habe, sind recht positiv. Die Leistung reicht bei direkter Sonneneinstrahlung wohl sogar, um ein Notebook zu laden, für meine Kameraakkus würde es in jedem Falle reichen. Die Empfehlung immer erst in einen großen Akkupack zu laden, erscheint nur sinnvoll, wenn man Geräte betreiben will, die einen fest verbauten Akku haben. Da ich in jedem Fall eine Hand voll Kameraakkus dabei haben werde, kann ich mir das sparen. Vorteile:
- völlige Unabhängigkeit vom regulären Stromnetz
- theoretisch unbegrenztes Nachladen meiner Akkus
Nachteile:
- mit zirka 140 € für das Solarpanel ziemlich teuer
- relativ viel Gepäck
- empfindliche Technik? Seewasserfest?
- nur an Deck nutzbar
- ausreichend Strom nur bei gutem Wetter
2. Aufladen aus einem dicken Akku
Die Empfehlungen aus einem Solarpanel immer zuerst einen dicken Akkupack zu laden und damit dann die jeweiligen Geräte, brachte mich auf die Idee es doch gleich nur mit einem Akkupack zu versuchen. Ich bin zum Beispiel auf den Powergorilla gestoßen. 21.000 mAh Kapazität klingt schon mächtig im Vergleich zu den 1200 mAh in meinen Kameraakkus. Aber ehrlich gesagt hat diese Variante zu viele offensichtliche Nachteile und gegenüber Solar kaum Vorteile, um sie ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Vorteile:
- unabhängig vom Wetter
- unter Deck nutzbar
- weniger empfindlich als Solar
Nachteile:
- noch teurer als Solar (rund 180 €)
- begrenzte Kapazität
- schlechter Wirkungsgrad beim Laden von Akku zu Akku
3. Ein ganzer Haufen normale Kameraakkus
Die dritte und letzte Variante, über die ich grade nachdenke: Einfach einen ganzen Haufen normaler Kameraakkus mitnehmen. Die Akkus meiner Kamera kosten pro Stück zirka 12,50 €. Das heißt, für den Preis des Solarpanels kann ich auch zehn Akkus kaufen. Wenn ich einen Tag lang intensiv Fotografiere (zum Beispiel auf einer Veranstaltung), dann mache ich locker einen Akku platt, manchmal auch zwei. Allerdings mache ich auf Reisen selten 300 und mehr Bilder an einem Tag. Ganz im Gegenteil. Je länger ich unterwegs sein werde, desto geringer wird wahrscheinlich die Quote Bild pro Tag. 10 Akkus, vier Wochen auf See, das hieße ein Akku muss maximal drei Tage lang durchhalten. Klingt machbar. Außerdem bedeuten 10 Akkus, von denen ich fünf sowieso schon besitze, ein Investment von „nur“ 50 €. Vorteile:
- geringes Investment
- überschaubare Kapazität (gutes Akkumanagement vorausgesetzt, weiß ich immer wie viel mir noch bleibt)
- wenig Gepäck
- vergleichsweise unempfindlich
Nachteile:
- keine Möglichkeit andere Geräte zu laden
- begrenzte Kapazität
Zur Zeit meine favorisierte Lösung. Aber ich bin noch offen für bessere Vorschläge. Vielleicht hat ja einer meiner Leser eine zündende Idee, dann ab damit in die Kommentare.