Ich packe mal wieder meinen Seesack. Diesmal geht es Richtung Norden. Nach Schweden. Zwei Wochen werde ich auf MYTILUS durch die Schären Ostschwedens segeln.
Wie jedes Mal beim Packen stelle ich mir die Frage, was ich mitnehmen soll. Da ich nach Schweden fliege, ist mein Gepäck limitiert. Gleichzeitig ist das Wetter in Schweden über zwei Wochen kaum vorhersehbar. Ich habe schon alles erlebt, von 30° C mit kurzer Hose an Deck bis 10° C, Nieselregen und Wollmütze. Hier ein paar Tipps, was meiner Erfahrung nach funktioniert und wie ich mich für jedes Wetter rüste:
Es muss nicht immer Hightech sein
Eine Anmerkung vorweg: Es muss nicht immer Hightech sein! Klar, je intensiver ich ein Hobby betreibe, desto eher lege ich mir eine spezialisierte Ausrüstung zu. So auch beim Segeln. Für den Gelegenheitssegler ist es allerdings oft gar nicht nötig, sich spezialisierte und teure Ausrüstung anzuschaffen. Wer einmal, an einem Wochenende im Jahr segeln geht, der kann sicherlich auch die Regenjacke und -hose einpacken, die sonst zum Radfahren oder Wandern genutzt wird.
Ich bin ganz sicher niemand, der immer mit Hightech-Funktionsklamotten unterwegs ist. Mit manchen Sachen, die speziell für Segler verkauft werden, habe ich auch schlechte Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel mit Gummistiefeln. Wirklich alle Gummistiefel von namhaften Segelausstattern, die Crewmitglieder auf der TRES HOMBRES dabei hatten, sind nach wenigen Wochen kaputt gegangen. Gleichzeitig gab es ein paar Leute an Bord mit vermeintlich einfacheren Gummistiefeln aus dem Gartenbedarf. Erstaunlicherweise haben diese die Reise ausnahmslos überlebt. Fazit: Nicht alles, was speziell für Segler gemacht ist, ist auch besser.
Trocken bleiben
Trocken bleiben ist sicherlich das Wichtigste bezüglich Kleidung an Bord. Wer nass wird, dem wird kalt, und sollte man wirklich einen Törn mit dauerhaft schlechtem Wetter erwischen, werden nasse Kleidungsstücke nur schwer wieder trocken. Also besser gar nicht erst nass werden.
Gute Regenkleidung, so genanntes Ölzeug, ist auf Segeltörns Gold wert. Das ist sicherlich der Punkt in meiner Ausrüstung, an dem ich am wenigsten sparen würde. Vor allem, wenn ich regelmäßig segeln gehe oder längere Törns auch abseits der Küstengewässer fahre. Was zeichnet eine Ölzeug-Jacke oder -Hose aus? Im Vergleich zu normalen Regenjacken sind Jacken (und Hosen) für Segler deutlich robuster. Außerdem haben sie hochgeschlossene und gefütterte Kragen. Letzteres ist nicht nur bei Regen ein Genuss, auch bei starkem Wind will ich diese Features nicht missen.
Für den Gelegenheitssegler tut es aber auch das Regenzeug aus dem Alltag. Eine gute und günstige Alternative ist auch Ölzeug, wie es Fischer verwenden oder der klassische Ostfriesennerz. Wichtig ist, dass man auch in strömendem Regen oder bei spritzender Gischt trocken bleibt.
Bezüglich des Schuhwerks an Bord habe ich folgende Empfehlung: Entweder richtig gute und robuste Segelstiefel (leider sehr teuer) oder ganz einfache Gummistiefel. Alles dazwischen lohnt nicht, ganz einfach weil die 100 €-Gummistiefel für Segler auch nicht besser sind oder länger halten als das Modell für 10 €.
Zwiebelprinzip ist Trumpf
Der wichtigste Punkt bei der Wahl meiner Kleidung für einen Törn ist, dass ich in der Lage sein muss, flexibel auf alle möglichen Wetterlagen zu reagieren. Hier ist das Zwiebelprinzip Trumpf. Vereinfacht gesagt, geht es dabei darum sich möglichst in mehreren Schichten anzuziehen. Dadurch kann ich je nach Situation an- und ausziehen und so flexibel auf Wetteränderungen reagieren. Wer es etwas genauer mag: Beim Zwiebelprinzip kann man zusätzlich auch auf die Funktion jeder einzelnen Schicht achten. Eine schöne Beschreibung dazu gibt es unter anderem hier.
Für mich ist vor allem wichtig, unterwegs keine Kleidung wechseln zu müssen, sondern nur zusätzlich Schichten an- bzw. auszuzuziehen. Konkret sieht das so aus, dass ich je nach Temperatur eine sehr dünne oder dickere Hose anhabe. Sollte das Wetter schlechter werden, kann ich da problemlos meine Ölzeughose drüberziehen. Das funktioniert sogar, ohne die Schuhe ausziehen zu müssen. Obenrum trage ich in aller Regel ein T-Shirt und darüber je nach Temperatur und Wetter einen dünnen Pollover, eine winddichte Softshell-Jacke und meine Ölzeugjacke.
Warum so viele verschiedene Schichten? Ganz einfach, weil die (gefühlte) Temperatur an Bord ziemlich oft wechseln kann. Im Hafen und nahe der Küste ist es gefühlt 10°C wärmer als draußen auf See. Auf Am-Wind-Kurs, mit „Gegenwind“ wird es an Deck empfindlich kalt. Eine Wende später ist vor dem Wind kein Lüftchen mehr an Bord zu spüren. Jedesmal unter Deck, Klamotte ausziehen, neue Klamotte anziehen, das wäre einfach zu unpraktisch.
Zu warm ist genauso schlecht wie zu kalt
Zu guter Letzt ein kleiner aber wichtiger Hinweis. Zu warm angezogen sein, ist genauso schlecht wie zu kalt. Gerade unterm dicken Regenzeug kommt man recht schnell ins Schwitzen und nass, egal ob geschwitzt oder eingeregnet, ist schnell auch kalt. Daher ist es bei mir zur schönen Regel geworden, erstmal etwas auszuziehen, bevor ich ins Regenzeug schlüpfe. Zumindest im Sommer. Also Pulli aus, Regenjacke an.