Vier Windstärken, genau aus Westen. Die Sonne steht am wolkenlosen Himmel. Perfektes Wetter! Und das beste ist, es soll die ganze Woche so bleiben. Ich bin in Schweden und seit einem Jahr endlich wieder auf MYTILUS unterwegs. Nachdem eine Havarie den Zeitplan unseres Schiffes mächtig durcheinander gewirbelt hatte, ging es für mich in Karlskrona an Bord. Eigentlich war mal Stockholm oder sogar irgendwo nördlich der schwedischen Hauptstadt geplant. Jetzt segeln wir eine Strecke, die ich vor sechs Jahren, bei meinem allerersten Törn auf einem Traditionsschiff schon einmal gesegelt bin.
Wir machen Strecke. Mit fünf bis sechs Knoten und möglichst viel Segeltuch im Wind, fliegen wir förmlich durch den Kalmarsund zwischen dem schwedischen Festland und der Insel Öland. Unser Ziel ist es, so weit wie möglich nach Norden zu kommen um die Verzögerung im Törnplan wieder einzuholen. Außerdem wollen wir in die Schären, den Garten aus tausenden kleiner Insel, den die Eiszeiten an der schwedischen Küste gebildet haben. Und der wird erst nördlich von Öland so richtig schön. Also segeln wir an den ersten beiden Tagen schon vor dem Frühstück los und so lange in den Abend, wie es nur irgendwie geht.
Nach nur zwei Tagen haben wir Kalmar und die Blaue Jungfrau hinter uns gelassen. An Steuerbord erhebt sich der Långe Erik, der Leuchtturm an der Nordspitze Ölands. Daneben steht schon der Mond am Himmel. Als wir den Anker werfen geht gerade die Sonne unter und taucht die Bucht vor uns in orange und violett. Die Abende in Schweden sind lang.
Am Tag darauf laufen wir in Västervik ein. Nur kurz machen wir fest. Ein Teil der Crew geht einkaufen, der Rest spaziert kurz am Hafen über das kleine Fest, das heute stattfindet. Es gibt Eis und neuen Proviant für die nächsten Tage, dann sind wir wieder weg und erobern uns eine kleine Insel für die Nacht. In den Schären gibt es nichts. Aber es ist genau das was wir suchen. Ein Labyrinth aus tausend Inseln und wir mit unserem Mikrokosmos Segelschiff mittendrin.
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