Montagmorgen, ich radel stadtauswärts nach Ossendorf. „Medienzentrum“ steht auf dem Wegweiser und auf dem Dach des großen Gebäudes ragen Satellitenschüsseln in den Himmel. Wenige Straßen weiter befindet sich die Druckerei Asmuth, wo heute mein Buch gedruckt wird.
Ich bin mit Frau Adrian verabredet, die das Projekt 1000 Meilen Wind zur Zeit bei Asmuth betreut. Bei ihr war ich auch, als die Proofs und Standplots abgenommen wurden. Heute begleitet sie mich gleich nach der Begrüßung in die Druckhalle. Hier surren zwei riesige Druckmaschinen aus Heidelberg. Am Rand der Halle stapelt sich Papier in großen Bögen auf Paletten. Dort lerne ich Herrn Keller kennen. Er druckt mein Buch.
Sofort fühle ich mich wie in eine Folge der Sendung mit der Maus versetzt. Dir große Maschine wirft im stoischen Rhythmus große Papierbögen aus, die ich sofort als meine erkenne. Mit einem gekonnten Griff zieht Herr Keller einen der Bögen heraus und schwenkt ihn auf den gut beleuchteten Tisch hinter ihm. Dort wird der Druck auf Fehler überprüft. Ein kleines Messgerät saust von links nach Rechts und vermisst die Farbfelder am Rand des Bogens. „Viele Ungenauigkeiten im Druck sind so gering, dass sie eigentlich nur von der Maschine erkannt werden.“ erklärt mit Herr Keller später. Aber er prüft die Bogen auch mit seinem geübten Blick. An einem Kontrollpult drückt er mit mehreren Pianistengriffen eine Reihe von Tasten, dann nickt er und meint: „Alles gut, ab jetzt drucken wir Auflage.“
Sechstausend Bögen wirft die Maschine in der Stunde aus. Das ist etwas mehr als einer pro Sekunde. Ginge auch schneller meint Herr Keller, aber dann bliebe nicht so viel Zeit für die Qualitätskontrolle. Alle paar Minuten zieht er sich einen neuen Bogen, misst aus, prüft akribisch und verändert die Einstellungen der Maschine minimal. Als die tausend Bogen durchgelaufen sind – tatsächlich sind es einige mehr, zu Sicherheit – ist die Palette am Ende der Maschine voll und muss gewechselt werden.
Während Herr Keller die Druckplatten für den nächsten Bogen in die Maschine einlegt erklärt er mir, wie der Druckprozess funktioniert. Im Grunde sind es fünf Druckmaschinen hintereinander, die hier stehen. Für jede der vier Grundfarben (Cyan, Magenta, Geld, Schwarz) gibt es eine Druckplatte und auch eine Druckstufe in der Maschine. Die fünfte Druckstufe ist für eine Sonderfarbe gedacht und kommt bei meinem Buch nicht zum Einsatz.
Beim Andruck des Bogens taucht dann ein Fehler auf. Unten links sind seltsame, grüne Flecken in einem der Fotos. Herr Keller macht sich auf die Suche nach dem Fehler. Bisher ist es nicht aufgefallen, weil an dieser Stelle bisher kein Magenta gedruckt wurde. Erste Einstellungen bringen nicht das gewünschte Ergebnis. Also muss Herr Keller Hand anlegen. Er stoppt die Maschine, öffnet eine Klappe an der Magenta-Druckstufe und werkelt herum. Er reinigt die Gummiwalze mit der die Druckplatte angepresst wird, erklärt er mir. Mit Erfolg. Wenig später kommen die Bogen wie gewünscht aus der Maschine.
Am Ende meines Besuchs verlasse ich die Druckerei stolz und voller Spannung auf das fertige Buch. Ich habe das Gefühl, mich genau richtig entschieden zu haben. Mein Buch wird von Menschen gedruckt, die mit Leidenschaft bei der Sache sind. Danke!
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