Einparken schien in Rostock das schwierigste Unterfangen zu sein, das uns am vergangenen Wochenende bevorstand. Gut sieben Stunden hat die Fahrt von Köln nach Rostock gedauert. Okay, unter anderem auch deshalb, weil wir uns zu einer spontanen Mittagspause in Bremen entschlossen haben. Aber das Bremer Loch muss man einfach gesehen haben. ;-)
Rostock empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und einer gemütlichen Altstadt, die so zugeparkt ist, dass man kaum um die Ecken kommt. Trotzdem finden wir einen ziemlich gut gelegenen Parkplatz, direkt bei unserer Wohnung. Apropos Wohnung: airbnb.de – der erste Versuch und gleich ein Treffer. Ich kann’s nur empfehlen.
Nachdem wir unsere Sachen in der Wohnung abgeladen und ein wenig durchgeatmet haben, stürzen wir uns ins Gewühl unten am Hafen. Erstmal „ein wenig umsehen“, „einen Überblick verschaffen“ ist der Plan. Und natürlich wollen wir zum Liegeplatz der TRES HOMBRES, denn deshalb sind wir ja auf die Hanse Sail gekommen. Also schlendern wir los, und bis wir bei Liegeplatz 75 angekommen sind, dauert es locker 2 Stunden. Dazwischen gefühlt tausend Schiffe zu unserer Rechten und eine Million Buden, Fahrgeschäfte und Stände zu unserer linken. Die Hanse Sail ist viel zu riesig für den schnellen Überblick.
Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, vergeht die Zeit an diesem Wochenende wie im Flug. An jeder Ecke des Stadthafens gibt es irgendwas zu entdecken. Mal ist die Hanse Sail Mittelaltermarkt, mal Kirmes, mal Konzertgelände. Und eigentlich überall ist sie ein internationaler Treffpunkt für Traditionsschiffe.
Darunter ist die TRES HOMBRES bei weitem nicht das größte Schiff, aber sie wurde schon im Vorfeld von der Hanse Sail prominent angekündigt und mit ihrem Konzept als Frachtsegler, der karibische Waren nach Rostock bringt, sticht sie auf jeden Fall heraus. Und im Vergleich zu den anderen Schiffen in Rostock sieht man der TRES HOMBRES deutlich an, dass sie kein Museumsstück, sondern ein Arbeitsschiff ist.
An Bord treffe ich Lammert und Joel, die ich von meinem Törn im letzten Sommer, bzw. meinem Besuch in Amsterdam kenne. Die Crew ist ganz schön beschäftigt, denn gerade ist ein Filmteam an Bord, das einen Bericht für die lokalen Nachrichten dreht. Wir machen die Schiffstour auf eigene Faust, bestaunen die Waren, die die TRES HOMBRES diesmal zum Verkauf mitgebracht hat, und genießen ein wenig den karibischen Flair, der sich dank entsprechender Beschallung rund um das Schiff ausbreitet. Direkt am Kai vor dem Schiff präsentiert sich Rostock als Stadt des fairen Handels mit einem Fair-Trade-Café. Ein schöner Ort, um einfach nur zu sitzen und das Gewusel der Hanse Sail auf sich wirken zu lassen.
Währenddessen laufen auf der Warnow den ganzen Tag über Schiffe ein und aus. Von kleinen Yachten über passable Haikutter bis hin zu den großen Rahseglern fahren sie zu den Tagestörns vor Warnemünde oder kehren eben von solchen zurück. Und die ganz großen Schiffe, wie die GORCH FOCK, liegen sowieso weiter draußen in Warnemünde. Schon ein bisschen verrückt, denn in Warnemünde wiederholt sich das ganze Hanse Sail-Treiben. Auch hier gibt es Kilometer lange Promenaden mit Buden und Fahrgeschäften, große und noch größere Schiffe. Hier geben sich auch mehrere Kreuzfahrtschiffe die Klinke in die Hand. Wie Hochhäuser liegen die großteils weißen Riesen am Pier und passen irgendwie nicht so richtig rein in den kleinen Ort Warnemünde.
Unser Plan, am Samstag die GORCH FOCK zu besichtigen, scheitert leider, denn wir haben übersehen, dass sie, wie die meisten anderen Schiffe auch, zur Regatta auf der Ostsee ist. Außerdem will das Wetter am Samstag nicht so richtig mitspielen. In Rostock war noch Sonne, in Warnemünde dann dicke, graue Regenwolken und etwas später Starkregen. Wir verkrümeln uns in einen Laden, der passenderweise Regenjacken verkauft.
Sonntag dann ein zweiter Versuch, diesmal mit GORCH FOCK. Ich bin nicht schlecht beeindruckt, welch akribische Ordnung auf dem Segelschulschiff herrscht. Alles blitzt und glänzt, die Leinen scheinen nach einer speziellen DIN-Norm aufgeschossen über deren genaue Einhaltung ein ganzes Regiment von Offizieren wacht. Irgendwie alles sehr Museum an Bord der GORCH FOCK. Ob das nur so aussieht, weil das Schiff vor gar nicht allzu langer Zeit in der Werft war, oder immer so ist, kann ich natürlich nicht sagen.
Sonntagmittag sind wir wieder auf der Autobahn in Richtung Heimat. Hinter uns liegt ein volles Wochenende, tausend Eindrücke von den vielen, unterschiedlichen Schiffen, den Konzerten und das verschmitzte Lächeln beim Gedanken an eine rasante Autoscooterfahrt mitten in der Nacht.
Nur noch sechs Wochen, dann gehe ich an Bord der TRES HOMBRES.
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